Regionaltreffen Juni 2019

am 28.06.2019 in Würzburg, Gemeindesaal der Auferstehungskirche mit 21 Mitglieder

Regionalgruppentreffen Bayern-Nord Juni 2019

TOP 1: Allgemeines, Organisatorisches

1.1. Begrüßung
Gabriele als Organisatorin begrüßt die Teilnehmer

1.2. Informationen aus dem Leitungsgremium der DGfS
Lorette berichtet von der Teilnahme einer Gruppe der DGfS auf der Didacta in Köln. Sie weist auf den Rundbrief „Intern“, den alle Mitglieder per Mail erhalten, hin.  Lorette hat die neuen Flyer der DGfS zum Mitnehmen dabei . Im Internet können fachbezogene Artikel abgerufen werden. Wer etwas schreiben möchte, wende sich an Olivier Netter.
Die DGfS hat nach eingehender Begutachtung und Prüfung nach Ethik-Richtlinien das Siegel der Werte-Kommission erhalten. Dies trägt dazu bei, die Systemische Therapie und die Aufstellungs-Arbeit als anerkannte Methode weiter zu festigen und die Akzeptanz zu vergrößern.
Inzwischen hat die DGfS 900 Mitglieder, einschließlich der Fördermitglieder.
Am 23./24. 09. 2019 wird die DGfS Akademie gegründet. Sie ist zuständig  für Forschung und Lehre.
Auch die Regionalgruppe Bayern-Nord nimmt eine sehr positive Entwicklung und wächst weiter. Wir haben momentan 65 Mitglieder.

1.3.    Organisatorisches und Ausblick
Am  27.9. findet der nächste Regionaltag bei Rita und Karin in Bamberg statt.
Der Arbeitstag 2019  findet am 15.11. bei Klaus und Petra in Amberg statt. Vorschläge für inhaltliche Beiträge und Workshop-Angebote bitte an Lorette.
Angela plant einen Workshop zum Jahresende in Klosterlangheim bei Bamberg; Thema: Altes loslassen, damit Raum für Neues entsteht. Nähere Infos und Einladung erfolgen rechtzeitig.
Angedacht ist auch ein Projekt, wo Angela die 7 Generationen aufstellen will.

TOP 2: Thema der Fortbildung: Prozessorientierte Systemaufstellung nach Dr. Langlotz (Elke)

Elke sondiert, wie viel Vorinformation zur Methode bei den Teilnehmern vorauszusetzen ist.
Sie stellt die Grundzüge des Verfahrens vor.
Es geht um die Achtung des eigenen Raums und des Raums des anderen sowie eine angemessene Abgrenzung.

Häufige Störungen:

  • Ich bin nicht „Herr/in“ in meinem eigenen Raum; er ist „fremdbesetzt“ (Introjekt).
  • Ich dringe in den Raum eines anderen ein.

In beiden Fällen werden gesunde Abgrenzungen verletzt.
Ziel ist, „Fremdbesetzungen“ zu erkennen und aufzulösen (z.B., wenn ich erwarte, meine Bedürfnisse  vom anderen befriedigt  zu bekommen oder wenn ich mich bei einem anderen einmische) und die Ich-Grenzen zu respektieren (bei sich selbst und beim anderen).

Folgende Anteile spielen eine Rolle:

  • das Ich
  • das kindliche Selbst
  • das Körper-Selbst (von Langlotz meist nicht berücksichtigt, von Elke aber als hilfreich erfahren)
  • das erwachsene Selbst (= ES), die „Rose“ in mir: das, was mich ganz macht, mein eigentliches Wesen, mein Potenzial.

Das ES geht in symbiotischen Beziehungen häufig verloren. Ich bin nicht mit meinem Selbst, sondern mit den Wünschen und Erwartungen anderer verbunden.
Ziel ist die Herstellung von Ich-Autonomie:

  • Ich bin mit mir und meinen Anteilen verbunden, der Partner ebenfalls
  • Beziehung findet an der Grenze beider Ich-Räume statt
  • Jeder hat seinen eigenen Identitäts-Raum.

Diese Haltung wird in den Aufstellungen eingeübt.

Elke will das Verfahren anhand von zwei Aufstellungen veranschaulichen:

  • eine Aufstellung zur Abgrenzung von einem Gegenüber (Partner, Eltern,…)
  • eine Aufstellung mit dem blockierenden Element. Hierbei wird ein Hocker aufgestellt für das, was hindert, mit sich selbst verbunden zu sein

Prämisse ist, dass die Aufstellungen der Übungen dienen, der Demonstration und dem bewussten Mit vollziehen des Verfahrens, und keine therapeutische Intervention sind.
Nach Sammeln von möglichen Demonstrationsbeispielen wird das  Thema von I. aufgestellt. Sie möchte gerne, wenn ihre erwachsenen Kinder Probleme haben, besser bei sich selbst bleiben. Für das, was sie hindert, bei sich bleiben zu können wird ein Hocker für das blockierende Element aufgestellt.
 
Einzelne Schritte

  1. Es werden Stellvertreter für das Körper-Selbst, das kindliche Selbst, das ES gewählt und im Raum positioniert. Ein Hocker wird dazu gestellt, der das blockierende Element repräsentiert. Der Aufstellende positioniert sich als „Ich“ in dem Feld.
  2. Abfrage des Befindens der Stellvertreter und des Ichs.
  3. Eigentlich wäre I vollständig auch ohne das, was sie blockiert und so könnte sie den Hocker aus ihrem Raum entfernen und eine Grenze ziehen. Wenn der Klient dies nicht möchte, so ist dies eventuell das Ende dieses Aufstellungsformates und andere Formate bieten sich an.
  4. Das Ich setzt sich auf den Hocker, um zu spüren, was das blockierende Element, das Trauma ist. (Es ist möglich, zunächst auch einen Stellvertreter für das Ich wählen zu lassen, ehe der Aufstellende selbst den Platz einnimmt). Hier kann ein Trauma aus der eigenen Geschichte auftauchen, es können jedoch auch Erfahrungen auftauchen, die zu den Eltern, Großeltern, Urgroßeltern gehören, die kann durch zurückrutschen des Hockers erlebt werden. Wichtig ist es hier, dem Klienten genügend Zeit  zu lassen und ihn zu ermutigen, die Bilder zuzulassen. Auch die  aufgestellten Anteile können hilfreich sein.
  5. Nachdem das, was hinter dem blockierenden Element steckt, erkannt wurde, wird der Hocker wieder in den Raum des Klienten gestellt und benannt; Möglichkeiten die Abwehr- und Bewältigungsstrategien des Ichs bewusst zu machen:
    Steigen auf einen Hocker: (Dissoziation)
    Verkriechen unter einer Decke: sich verstecken, unsichtbar machen. (Du bist das Trauma meines Säuglings,…) Du bist aus und lange vorbei. Du gehörst hier und heute nicht mehr in meinen Raum. Hier gab es Diskussionen, weil I. diesen Hocker nicht aus ihrem Raum entfernen wollte, was den Abbruch dieses Formates zur Folge gehabt hätte. Geklärt konnte dies werden, als genau getrennt wurde, dass nur das Trauma von damals aus dem Raum von heute entfernt wird und nicht das kindliche Selbst, das ja in dem Raum bleibt. Der Hocker wird weggestellt und mit einem Schal abgegrenzt.
  6. Die Gefühle, die mit dem Erlebten verbunden waren, werden in einen Stein gepackt und auf den Hocker gelegt. Ebenso kann der Klient die Wut, Verzweiflung aushusten, ausschütteln,…aus seinem Körper. Ziel ist Annäherung und Integration der Anteile: „Ich bin mit mir selbst verbunden in meinem Raum.“
  7. Verbindung herstellen zum erwachsenen Selbst. Ziel ist Annäherung und Integration der Anteile: „Ich bin mit mir selbst verbunden in meinem Raum.“
  8. Abgrenzungsübung: Leiter vertritt das Trauma von damals und Klient stoppt ihn an seiner Grenze (halt stopp, mein Raum)Die Tendenz zur Blockade bzw. zum Trauma  zurückzukehren, wird vom Leiter der Aufstellung mit körperlicher Intervention gestoppt.
  9. Herstellung und Festigung der Verbindung zu den eigenen Selbstanteilen.
  10. Gegenabgrenzung: Die Tendenz des Klienten, zur Blockade bzw.    zum Trauma  zurückzukehren, wird vom Leiter der Aufstellung mit körperlicher Intervention gestoppt.
  11. Alle Stellvertreter des Ichs und seiner Anteile, die zusammen das ganzheitliche Ich repräsentieren, das alle Anteile integriert hat, gehen 13 Schritte in ihre Zukunft durch die Tür und der Klient schließt die Tür zur Vergangenheit. Draußen kann er nochmals die Verbindung zu seinen Selbstanteilen spüren.

In der Diskussion werden Fragen des Widerstandes des Ichs, der Berechtigung eines autoritativen Vorgehens durch den Aufstellungsleiter und das Für und Wider eines stark führenden Vorgehens besprochen.
Das Verfahren ist eindeutig lösungsorientiert.
Es wird diskutiert, ob es sinnvoll ist,

  • den Widerstand des Klienten zu brechen, oder ihn zu respektieren und ihm andere Möglichkeiten anzubieten
  • wie viel Zeit der Prozess braucht, inwiefern Druck nötig und hilfreich ist und inwiefern er schädigend sein kann
  • wie sehr die Lösung vom Leiter der Aufstellung forciert werden darf, so dass es weiterführend ist.

Alle Teilnehmer bekommen von Elke ein Handout

  • mit dem Autonomie-Diagramm nach Dr. Langlotz
  • mit dem Autonomie-Fragebogen
  • mit Vorschlägen zu Interventionen und Lösungssätzen der Systemischen Selbstintegration

Gedanken aus der Abschlussrunde
Spüren von

  • War sehr gern hier – der Tag war sehr bereichernd ist – nehme Ideen für meine Arbeit mit – bin sehr dankbar.
  • Herzlichen Dank. Es war das erste Mal das ich dabei war – es war sehr bereichernd
  • Sehr interessant – ich war überrascht über die klare Struktur der Methode – diese Vielfalt kann ich bei meinen Klienten nutzen.
  • Wow
  • Es ist ein Werkzeugkasten – ich nehme das Werkzeug Konsequenz heute mit – um weiterzugehen … Wollen wir es jetzt oder in einem Jahr …Das hat mir sehr viel gegeben.
  • Wieder ein Baustein im Baukasten – habe schon Ideen wo ich es einsetzen kann – Übung für Grenzüberschreitung möchte ich beruflich und privat ausprobieren. Das Thema Übergriff hat mich sehr bewegt.
  • War sehr interessant gerade die Vermischung, Trennung der Kopfebene und emotionalen Ebene die teilweise verwoben sind.
  • Interventionen zu beenden oder abzuschneiden. Ich habe ein paar gute Ideen mitgenommen. Danke Gabriele an deine viele Arbeit
  • Es war sehr bereichernd und inspirierend. Danke an Lorette für die Organisation, an die Mama die die Nussecken gebacken hat.
  • Ich fand es toll, gerade dieses Klare der Methode.
  • Es ist ein ganz scharfes Messer – für die schwierigen Operationen. Ich bleib dran an der Methode - schön langsam. Eine der effektvollsten Methoden – auch in Gruppen – die ich in Aufstellungen erlebt habe.
  • Respekt für der Arbeit und der Referentin.
  • Danke für das leckere Essen – für die Organisation Danke. 
  • Es ist eine Gratwanderung – wo sind wir stark im Leben – wo stehen wir unseren Mann im Leben – ich habe mich sehr wohl gefühlt.

Protokoll Ingrid