Thomas Geßner
"Verliebtsein, Beziehungsleben und die Liebe …"
"Ich kenne Männer, die verlieben sich immer wieder in Frauen, mit denen kein emotionaler Kontakt möglich wird. Es gelingt einfach nicht. So lange, bis ihnen auffällt, dass es gar nicht an der Frau liegt, sondern an ihrem eigenen Verhältnis zur Mama damals im Mutterleib. Ich kenne Frauen, die verlieben sich immer wieder in Männer, die ihnen wehtun. Irgendwann stellen sie fest: das habe ich ja alles durch meine Mama schon mal erlebt. Oder durch meinen Papa, das ist etwas indirekter, aber genau so wirksam. Oder meine Mama hat das erlebt, als sie selbst noch ungeboren in ihrer Mutter wohnte.
Es geht dabei nicht um Ursache und Wirkung, sondern: etwas von dem Damaligen scheint in uns noch aktiv zu sein, im wörtlichen Sinne lebendig. Es hilft uns, immer die ‚richtige' Partnerin, den richtigen Menschen, die richtige Frau, den richtigen Mann zu finden, um uns zu verlieben. Sich verlieben ist so komplex, das kann man mit dem Kopf nicht steuern. Man kann sich hundertmal vornehmen: beim nächsten Mann wird alles anders. Oder bei der nächsten Frau. Es hilft nichts, diese Entscheidungen fallen tief unbewusst.
Übrigens ist es egal, ob es Männer und Frauen betrifft, oder Männer und Männer, oder Frauen und Frauen, oder Menschen, die eine geschlechtliche Transition hinter sich haben: Ich finde mit absoluter Sicherheit in meinem Geliebten den wirksamsten Auslöser oder Trigger für den tiefsten Schmerz, den ich mir auf der Welt überhaupt vorstellen kann. Wie finde ich ihn oder sie, in die ich mich verliebe? Wer macht das? Ich weiß es nicht. Ich vermute: die Liebe selber. Etwas anderes als die Liebe selbst scheint es gar nicht zu geben auf der Welt, wenn man in das Innere der Vorgänge hineinschaut. Und genau das machen wir, wenn wir uns einer Aufstellung überlassen.“
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