Thementag 05/2017

Urprinzipien und Helfen

Am Freitag, den 12. Mai 2017 fand von 9.00 bis 18.00 Uhr der 4. Thementag der DGfSRegionalgruppe Bayern-Süd mit der Referentin Lisa Böhm und dem Referenten Denis Pijetlovic, in den Räumen des Klangheilzentrum, Ötztaler Str. 1b in München, statt.

Nach der Begrüßung der Teilnehmer sowie der Bekanntgabe der organisatorischen Details und Begrüßung und Vorstellung von Lisa Böhm, übernahm Lisa die Gestaltung des vormittags.

Sie arbeitet seit 20 Jahren im systemischen Feld, beginnend mit den Familienaufstellungen, war lange Zeit vorwiegend mit Symptom-Aufstellungen befasst und ist über die Anregung durch Sieglinde Schneider zum Figuren-Stellen zu der Arbeit mit Horoskop-Aufstellungen gelangt. Diese Art der Aufstellung hat sich weiterentwickelt zu den 12 Urprinzipien.

Das Besondere daran ist, dass in der Aufstellung im Kreis gearbeitet wird und die Kreisenergie, sowohl in der Gruppe mit Stellvertretern als auch in der Einzelarbeit mit den Figuren, entsteht.
Die Urprinzipien sind Urkräfte die uns zur Verfügung stehen ob wir das wollen oder nicht. Wenn es gelingt sie in unserem Leben zu integrieren, hat es einen positiven Einfluss auf unsere Entscheidungen, Handlungen, Beziehungen und auf unsere Lebens- und Sinnfragen.

Zunächst sind die Urprinzipien in 3 Gruppen à 4-Kräften unterteilt.

  1. Es sind vier Wurzelkräfte die für Entscheidungen und Handlung zur Verfügung stehen
  2. Sie betreffen die Interaktion mit anderen Personen, die einen Bezug herstellen
  3. Themen die über a) + b) hinausgehen, es ist begrifflich das Transpersonale

Zu den ersten vier Urprinzipien zeigte uns Lisa durch eine Demonstration mit einer Teilnehmerin wie sie arbeitet, indem sie die Teilnehmerin ihren 4 Wurzelkräften gegenüberstellte und sie zu jeder einzelnen Kraft ihr Gefühl äußerte und durch deren Rückmeldungen in einen Prozess des Bewusstwerdens gelang und zum Teil tiefe Bewegungen bei den Stellvertreten sichtbar wurden.

Bei jeder einzelnen Kraft gibt es unterschiedliche Formen – die übertriebene, die defizitäre und die normale Form. Die einzelnen Kräfte stehen für:
1 Start – 2 Realität – 3 Kommunikation – 4 Gefühle – 5 Individualität – 6 Struktur & Ordnung - 7 Bezogenheit & Bindung – 8 Wandel – 9 Einsicht, Vision & Weitsicht – 10 Konzentration auf das Wesentliche – 11 Freiräume & Grenzüberschreitung – 12 Das Unsichtbare, Spiritualität & Schwingung

Es folgte eine Einzelarbeit mit den Figuren. Bei der Arbeit mit Figuren auf dem drehbaren Brett stellt sich der Anliegengeber zu den ersten vier Urprinzipien in Beziehung. Im Verlauf, indem Lisa Anregungen zur Situation/Anliegen äußert, erhält der Klient Impulse das Brett zu drehen und damit eine andere Perspektive zu erhalten und/oder die Positionen so oft zu verändern, bis in ihm durch einen Prozess der Bewusstwerdung eine Entscheidung in ihm heranreift die ihm eine kraftvolle Handlung ermöglicht.

In einer weiteren Aufstellung in der Gruppe in dem sich die Klientin den Kräften 1,4,7 & 10 gegenüberstellte ermöglichte als Ergebnis einen ruhigen und kraftvollen Blick zur 10 – der Konzentration auf das Wesentliche.

Der kurzweilige, interessante und erkenntnisreiche Vormittag ging, mit der Übergabe eines „süßen Präsentes“ an Lisa, über in die Mittagspause.

Der Nachmittag begann mit dem Hinweis auf die im Anschluss stattfindende Mitgliederversammlung und mit der Vorstellung von Denis Pijetlovic durch Lisa Böhm

Zunächst gab uns Denis einen Einblick über seine Tätigkeiten an der Universität Bremen und in Bezug auf die dort stattfindende Aufstellungsarbeit. Denis erzählt, dass sie dort überwiegend mit verdeckten Aufstellungen arbeiten im Bereich der Organisationsaufstellung und das vorwiegend mit Studenten, die noch viele Fragezeichen haben.

In einer ersten Demonstration stellte Denis, Martin für die Fakten das Rationale auf und stellte ihm die Wissenschaftler/Forscher Annegret gegenüber mit dem Hinweis: So arbeiten wir mit den Fakten konzentrieren uns auf Bekanntes und schauen oft in die Vergangenheit.

Als Drittes kam die Zukunft dazu, die hinaus auf Neues schaute. Wenn wir uns nun von den Fakten wegdrehen und auf das Unbekannte, die Zukunft schauen, erhalten wir eine andere Perspektive – eine neue Idee vielleicht eine neue Erkenntnis. Was geschieht wenn wir uns von dem Bekannten/Vertrauten wegbewegen – was macht es mit uns? Wenn die Sicherheit verlorengeht, wenn wir auf die Zukunft, das Unbekannte schauen? Wir werden instabil. Diese Instabilität sorgt für Irritationen. Und genau in diesen Irritationen liegen die Chancen.

Den praktischen Teil begann Denis mit einer Erkundungsaufstellung zum Thema Helfen und Heilen. Zu Beginn verließen 7 Teilnehmer den Raum um anschließend die Stellvertreter zu sein. Danach wurden die Rollen der Stellvertreter ermittelt zum Thema/Anliegen:
„Erkundungsaufstellung der prototypischen Rollen im Kontext von Helfen & Heilen“. Zu Beginn wurde ein konstruktives Spannungsfeld zw. „bewirken“(1) & „ermöglichen“(2) benannt. In einem nächsten Schritt wurden die Elemente benannt mit:
Therapeut(E) – Berater(B) – Coach(C) – Klient(D) – Entwicklung/Erkenntnis(A) und die entsprechenden Schilder dazu auf den Boden gelegt.
Nach Rückkehr der 7 Teilnehmer in den Raum sollten sie sich mit den Karten verbinden und die auswählen, die den Einzelnen am meisten anspricht. Nach der Auswahl stellt Denis die beiden (1&2) gegenüber mit dem Hinweis „ihr stellt ein konstruktives Spannungsfeld dar und die Elemente suchen sich nun einen guten Platz für sich. Damit begann die Aufstellung.

Anfangs kam es zu einer suchenden Bewegung bis jeder „seinen“ Platz eingenommen hat. Dann beginnt Denis in mehreren Intervallen die Stellvertreter zu befragen wie es dem Einzelnen mit sich selbst und mit den anderen Beteiligten geht. Dabei kam es zu erstaunlichen Beschreibungen und Zuschreibungen mit stimmigen, interessanten, teilweise verwirrenden Aussagen und solchen, die die Gruppe der Beobachtenden durchaus belustigten. Während der Auflösung durch Denis kam es bei den Stellvertretern zu enormen AHA-Effekten.
Anschließend hatten die Teilnehmer ausführlich Gelegenheit ihre Anmerkungen und Fragen an Denis zu stellen. Es ergab sich ein lockerer und heiterer Austausch.

Eine weitere praktische Arbeit war eine Impro-Aufstellung. Im Vorfeld wurden dieses Mal 3 Teilnehmer vor die Tür geschickt, um in der Folge wiederum eine verdeckte Aufstellung zu ermöglichen. Für die Aufstellung wurden A der Aufsteller – B der Klient – C der Ethos des Aufstellers ermittelt und die 3 Schilder auf den Boden gelegt. Die Stellvertreter kamen zurück und nahmen sich jeweils ein Schild um es umzuhängen. So begann die Impro- Aufstellung.

Es kam zu sehr überraschenden, belustigenden und irritierenden Bewegungen, Aussagen und Aktionen. Letztendlich war die für alle Beteiligten erleichternde Maßnahme, die Hereinnahme eines weiteren Stellvertreters D für das Anliegen. Die Aufdeckung durch Denis löste lebhafte Reaktionen aus. Die Übergabe eines „süßen“ Präsentes an Denis beendete den 4. Thementag.

Herzlichen Dank an Lisa & Denis für die beeindruckenden Erlebnisse und Einsichten.

Anzing, den 28. Mai 2017
Andreas Lechner
Regionalsprecher