Call for Paper 2022 - Aufstellungsarbeit digital

Aufstellungsarbeit digital

Die vielgestaltige Entwicklung der systemischen Aufstellungsarbeit in den letzten Jahren ist
seit dem Frühjahr 2020 um ein weites Feld reicher. Die von außen auferlegte Schließung von
Praxen, Beratungsfirmen und Weiterbildungsinstituten, die physische Kontakte praktisch
unterband, wurde unerwartet bei vielen zum Katalysator neuer Formen der Anwendung von
Aufstellungen. Auf einen kurzen Moment des perplexen Staunens ob der Reichweite der
Einschränkungen im beruflichen wie im privaten Bereich folgte eine extrem lebendige Reaktion
vieler Aufsteller*innen.

Waren es zu Beginn vor allem Kolleg*innen aus dem Bereich der Organisationsberatung, die
rasch entschlossen waren, die Arbeit mit Aufstellungen auch im virtuellen Raum anzuwenden,
so haben inzwischen auch zahlreiche Aufsteller*innen aus dem Kontext der Psychotherapie und
der psychologischen Beratung den Schritt gewagt, der für viele Neuland war. Kreativität,
Experimentierfreude und Forschergeist haben sich als wichtige Grundhaltungen bewährt.
Für die Beiträge zum Themenbuch 2022 wollen wir früher als sonst mit diesem Aufruf schon
jetzt alle Kolleg*innen ermuntern, ihre Erfahrungen zu beobachten und zu dokumentieren,
miteinander im Austausch und in der Reflexion zu sein, um die neuen Entwicklungen in der
digitalen Aufstellungsarbeit und auch in uns möglichst bewusst zu erleben und zu nutzen.

Folgende Fragen dienen dabei als roter Faden:

• Wie verändert die Arbeit im digitalen Raum eine Methode, die auf physische Anwesenheit im Raum angelegt war?
• Und wie verändert sie unser Selbstverständnis als Aufsteller*innen?
• Wie wirken Intention und Intuition auch über räumliche Grenzen hinweg?
• Welche Rolle spielt Technologie als Komponente der digitalen Aufstellungsarbeit?
• Welche neuen Formate für die Arbeit im Einzelsetting und mit Gruppen wurden entwickelt und haben sich als hilfreich erwiesen?
• Wie waren und sind die Reaktionen der Klient*innen, wie gut werden die neuen Angebote angenommen?
• Was sind die Beobachtungen bezüglich der Wirksamkeit von Interventionen im digitalen Setting?
• Welche Punkte werden als kritisch wahrgenommen und weshalb?
• Wie wird im digitalen Arbeiten leibliche Wahrnehmung eingebunden?
• Welche Rolle spielt der Körper?
• Wie verändert sich „Begegnung"
• Welche therapeutischen Erfahrungen gibt es mit digitalen Tools?

Es ist zu erwarten, dass im breiten Spektrum der Anwendungsbereiche, in denen
Aufstellungsarbeit praktiziert wird, also vom therapeutisch individuellen Setting über
Gruppenarbeiten, etwa in persönlichen Entwicklungsbereichen, bis zu organisationalen
Systemkontexten, die Einbeziehung digitaler Elemente unterschiedlich ist. War es anfangs
einfache 2D und 3D Abbildungssoftware in zeitungleichen und zeitgleichen Settings (z.B. seit
Olaf Jacobsens „Unifeeling" oder Christina Grabows „LPScocoon"), gibt es diese nun in
mehrfacher Zahl und auch komplexerer Ausgestaltung (z.B. TriCAT). Es wird zudem viel
ausprobiert, gespielt, Bekanntes in Neues übernommen – mit unterschiedlichstem Interesse und
Widerständen. Wie in jeder Anfangsphase gibt es neue und alte Regeln, die eine Austarierung
erfahren und dies vielfach nicht in ausgefeilten Testräumen, sondern unmittelbar schon
während des Arbeitens quasi „on the job". Was machen diese Schnelligkeit und diese Vielfalt
in einer immer noch teilweise unvertrauten Technologie – auch mit uns?

Wir sind über die Anstöße hinaus wie immer offen für weitere zum Thema passende
Erstbeiträge zu Einsichten, Perspektiven und Erkenntnissen im Kontext des Themenaufrufs
rund um die Aufstellungsarbeit digital.

Formalia:
Anzahl der Zeichen pro Beitrag: maximal 30.000 inklusive Leerzeichen
Abgabedatum der Artikel: 31.12.2021
Erscheinungsdatum: Dezember 2022 im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht
Um Dopplungen von Themen zu vermeiden, bitten wir vorweg um die Zusendung von
Themen, Titeln, Abstracts und Artikelvorschlägen bis spätestens 30.9.2021 an folgende

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redaktion@praxis-der-systemaufstellung.de